Lubitsch in der Kaiserzeit

„Das war 1913 in Berlin. […] In jenen Tagen wurden die Rollenbesetzungen in den Cafés in der Gegend um die Friedrichstraße herum abgesprochen. Um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, regte Lubitsch an, unsere Arbeit in den Cafés zu erledigen. Dort entwarfen wir an einem Tag die Story und am anderen Tag schrieben wir sie nieder. Im Durchschnitt schafften wir zwei vollständige Kurzfilme pro Monat. Doch bald hatten die Schauspieler spitzbekommen, was wir da trieben, und sie machten es sich zur Gewohnheit, an unseren Tisch vorbeizuschauen, um nach Rollen zu fragen. Lubitsch, der eine ungewöhnliche Konzentrationsgabe besaß, fühlte sich durch diese Unterbrechungen gestört. Er scheute von Natur aus davor zurück, andere zu verletzen. So löste er das Problem, indem er von einem obskuren Café ins andere flüchtete, den Schauspielern immer um eine Nasenlänge voraus.“*

* Ernst Lubitsch Monografie vom Rowohlt Verlag, 1992, S. 24-25

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