Die Liebe im Film & die Unvernunft im Wirtschaftssystem

*Lily Latté mit Katze, Theodor Adorno mit Hund, Fritz Lang mit Opossum.

Im Scheine [der Feindschaft der kalten Vernunft] wird Gefühl und schließlich aller menschlicher Ausdruck, ja Kultur überhaupt der Verantwortung vor dem Denken entzogen, verwandelt sich aber dadurch zum neutralisierten Element der allumspannenden Ratio des längst irrational gewordenen ökonomischen Systems. Sie hat sich seit den Anfängen auf ihre Anziehungskraft allein nicht verlassen können und diese durch den Kultus der Gefühle ergänzt. Wo sie zu diesen aufruft, richtet sie sich gegen ihr eigenes Medium, das Denken, das ihr selbst, der sich entfremdeten Vernunft, immer auch verdächtig war. Der Überschwang der zärtlich Liebenden im Film fungiert schon als Hieb auf die ungerührte Theorie, er setzt sich fort im sentimentalen Argument gegen den Gedanken, der das Unrecht attackiert. Indem so die Gefühle zur Ideologie aufsteigen, wird die Verachtung, der sie in der Wirklichkeit unterliegen, nicht aufgehoben. Daß sie, verglichen mit der Sternenhöhe, in welche die Ideologie sie transportiert, stets als vulgär erscheinen, hilft noch zu ihrer Verbannung mit.

– Horkheimer/Adorno: Die Dialektik der Aufklärung (Fischer, 1969), S. 83

Ein Argument gegen die Ästhetisierung der Liebesszene im Film?

LG,
LG (Leo Geisler)